Station Achenkirch Badestrand Nord & Scholastika
Entlang der Trasse der heutigen Achenseestraße verlief einst ein Saumpfad, an dem 1495 ein Zollhaus errichtet wurde, um den Salzhandel zwischen Hall in Tirol und München zu kontrollieren.
Hier liegt der Ursprung des Achenkirchner Ortsteils mit dem ungewöhnlichen Namen Scholastika.
Die Zollstation entwickelte sich allmählich zu einem Wirtshaus, das unter der Führung der Wirtin Scholastika Hochmayr um 1850 zum Sommerrefugium für Innsbrucker Intelektuelle avancierte. Zahlreiche Schriftsteller verbrachten ihre Sommer am Achensee und setzten der Scholastika ein literarisches Denkmal.
Den deutschen Literaten Ludwig Steub beschäftigten vor allem die etwas eingeschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, aber auch die speziellen Qualitäten des Gasthofes zur Scholastika.
Außer den vier Wänden bot jener Aufenthalt allerdings wenig Abwechslung. Der Seehof war noch nicht erbaut. Ein bequemer Spaziergang mit angenehmer Labung in seiner Mitte war nur nach Achenkirch gegeben, wo auch ein gutes Wirtshaus ist. Anderen Unternehmungen treten Gebirg und Wasser fast allenthalben hemmend entgegen. Auf den hohen Unnutz oder das Seekar steigen konnte man auch nicht alle Tage. Zuweilen fuhr man mit zu Schiffe auf die Gaißalm. Da bewunderte man die idyllische Einfachheit des Geißers und seiner Hütte, kochte vielleicht Kaffee, irrte etwas in dem Gestrüppe herum, pflückte Blumen und ruderte dann wieder seelenruhig nach Hause. … Das ganze Wirthshaus hatte einen monastischen Anstrich und sah jedenfalls viel klösterlicher aus als die gastlichen Anstalten in der Pertisau und zu Georgenberg. Der obere Hausgang lief gar in eine Capelle aus, wo eine ewige Ampel brannte. Vor der Capelle zog sich ein hölzernes Gitter durch die ganze Breite des Ganges und vor dem Gitter waren wieder Stühle zum Knien angebracht. Bei Tage beteten da zur Abwechslung die Fräulein, wenn sie ihre Briefe geschrieben hatten; am Abende bei schlechtem Wetter veranstalteten die Hochwürdigen eine gesellige Unterhaltung, d. h. man leierte da im Freundeskreise einen Rosenkranz oder eine Litanei herunter. Gegen Mitternacht, wenn wir zu Bette gingen, wurde öfter bemerkt, daß die hölzernen Heiligen im düstern Lampenscheine hinter dem Gitter ganz grimmige Gesichter schnitten – ja, je fröhlicher wir waren, desto unheimlicher sahen sie darein, so daß einmal Professor ..., damals noch ein lustiger Student, sie ganz ernsthaft apostrophirte und sich ein derartiges Benehmen ein für allemal verbat. Man weiß jetzt leider nicht mehr, sprach er, wie viel ihr einst getrunken habt, aber jedenfalls seid ihr dabei nicht so geistreich gewesen, wie heute Abends der Dr. Schuler und der Capellan von Hall und die Frau von .... – Die entlarvten Heiligen, hauptsächlich St. Isidor und St. Leonhard, beide Viehpatrone, doch ersterer für Rindvieh, letzterer für Pferde verlässiger, sie sollen sich damals wirklich ihrer eigenen Jugend erinnert und die Vorübergehenden nachher durch keine Demonstrationen mehr belästigt haben.
Aus: Ludwig Steub. Drei Sommer in Tirol. Stuttgart 1871
Auch der Tiroler Dichter Adolf Pichler wusste die besonderen Vorzüge der Scholastika in Achenkirch zu schätzen:
In ihrem Hause herrschte strenge Zucht und Ordnung; es durfte sich daher kein Böcklein nach dem hübschen Moidele, dem Mädchen mit goldenem Haar, gelüsten lassen. Etwas betagter war die zweite Kellnerin Lena, eine große Freundin der Poesie, in der sie einen angeborenen Geschmack besaß, um welchen sie manches im Institut hochgebildete Fräulein beneiden könnte. Wie viel Damen gibt es gegenwärtig wohl in Deutschland, welche sich rühmen können, die Odyssee dreimal in einem Winter gelesen zu haben? Auch einige Bücher stehen an Regentagen, und deren gibt es in den Alpen gar manche, den Gästen zur Verfügung, meistens tirolische Literatur. Bei der Scholastika war das Tuskulum der Innsbrucker Gelehrten und Professoren, von denen man in den Ferien stets eine kleine Gesellschaft hier antraf. Es herrschte hier überhaupt ein regerer Verkehr als in der Pertisau, die von der Straße abliegt. Diese zeichnet sich mehr durch Lieblichkeit des Panoramas aus, während am Nordende des Sees sein eigentümlicher ernster Charakter in den Vordergrund tritt. Zugleich ist hier Gelegenheit zu einem größeren Wechsel der Ausflüge sowohl auf Berge mit schöner Aussicht, als auch in stille einsame Täler. Vor allem möge deswegen der Botaniker und Geognost hier sein Standlager aufschlagen.
Aus: Adolf Pichler. Karwendel, Achental, Sonnwendjoch.
In: Aus den Tiroler Bergen. Ein Wanderbuch. München/Leipzig 1907
1880 ließ Hochmayrs Witwer Johannes Messner den Gasthof zum noblen Grand Hotel im neogotischen Stil samt anschließender Kapelle umgestalten. Messner bewarb seine Luxusherberge nach der Eröffnung als Hotel ersten Ranges mit 150 Zimmern, … Speise-Salon mit Veranda, Guter Wiener Küche, Reinen Tiroler Weinen, einer Badeanstalt und dem Hauptlandungsplatz des Dampfschiffes.
1913 brannte das Grand Hotel ab. Ein Teil der Brandruine wurde restauriert und ist bis heute in Betrieb. Scholastika verfügt noch immer über eine eigene Schiffsanlegestelle mit Promenade, Café und Kiosk.
Der Badestrand Nord ist landschaftlich idyllisch am nördlichen Ende des Achensees gelegen. Eine abgegrenzte Badelagune mit Steg und Liegewiese, ein abenteuerlicher Kinderspielplatz sowie Sanitäranlagen sorgen für unbeschwerten Badespaß. Der Eintritt ist frei.