Direkt am Krahnsattel im Rofangebirge liegt ein riesiger überhängender Felsblock – der Hexenfels. Er befindet sich im Grenzgebiet der Gemeinden Eben am Achensee und Münster. Seit der Steinzeit wurde dieser Lagerplatz aufgesucht und diente als natürlicher Unterstand. Experten waren bis zum Fund des Ötzi im Jahr 1991 der Meinung, dass das Hochgebirge nur sehr spärlich in der Urgeschichte besiedelt wurde. Seither spielt die Hochgebirgsforschung eine wichtige Rolle.
Der Archäologe Thomas Bachnetzer und sein Kollege Markus Staudt stießen bei Geländebegehungen im Rofangebirge auf eine sehr interessante Stelle. Auf rund 2.000 Metern Seehöhe untersuchten sie in einem kleinräumigen Felssturzgebiet einen riesigen Felsblock – den Hexenfels. Im Rahmen seiner Doktorarbeit erforschte Bachnetzer mit Kollegen des Instituts für Archäologien in Innsbruck diesen besonderen Unterstand. Die ältesten Nachweise menschlicher Anwesenheit stammen aus der Mittelsteinzeit, dem Mesolithikum. Tausende Feuersteinartefakte wie Pfeilspitzen, Bohrer, Kratzer und Abfälle aus der Produktion von Werkzeugen sowie Keramik- und Metallfunde, sorgfältig angelegte Feuerstellen und Knochenschmuck zählen zu den Entdeckungen am Hexenfels.
Weitere Funde lassen sich in die späte Bronzezeit einordnen, eine große Zahl an Artefakten stammt aus der Eisenzeit. Holzkohlereste deuten sogar darauf hin, dass in der frühen Römerzeit Menschen im Schutz des Hexenfels lagerten. Eine kleine Münze aus der Zeit Leopolds I. und eine Mantelschließe belegen Aufenthalte in der Neuzeit. Zeitzeugen berichten zudem, dass der Hexenfels als Melkplatz von Hirten genutzt wurde. Vor Beginn der Grabungen übernachteten dort auch immer wieder Wander- und Jugendgruppen. Nach Berechnungen des Archäologen ergibt sich eine Kontinuität der Nutzung von etwa 7500 bis 8000 Jahren.